«Neue zeit» in Familienunternehmen | Teil 1 – Social Distancing

Virtual Reality ist salonfähig und durchdringt alles

Markenzukunft_Virtual Reality
 

Es ist 15:23. Ich sitze bei mir zu Hause auf unserem Balkon im Schatten und klicke mein Smartphone in die VR-Maske für das anstehende Meeting. Als Sprecher des Gesellschafter-Ausschusses habe ich – wie immer – den Aufsichtsrat und den CEO zur gemeinsamen Prüfung unserer Schlüsselkennzahlen und Planungsannahmen eingeladen. Meine Nervosität vor VR-Meetings hat sich nach einem halben Jahr Praxis inzwischen weitgehend gelegt.

Ich prüfe die VR-Brille und betrete im nächsten Augenblick unseren geschützten VR-Meetingraum.

Ich prüfe die VR-Brille und betrete im nächsten Augenblick unseren geschützten VR-Meetingraum. Ich bin der Erste in der gemütlichen, alten Stube eines Bergbauernhofes im Vorarlberg. Noch immer muss ich schmunzeln, dass bei all der Digitalisierung gerade dieses romantische Retro-Motiv den letzten Ideenwettbewerb unter unseren Mitarbeitenden gewonnen hat. Aber es passt gut zu uns und unserem Bekenntnis zu Tradition und Bodenständigkeit.

Ich wundere mich über meine steile Lernkurve. Angefangen hat es mit wildem Improvisieren. Als wir uns von jetzt auf gleich in WebMeetings und WhatsApp-Gruppen organisiert haben – von daheim aus und zum Teil ohne gute Internetverbindung. Ohne diesen Sprung würde ich heute nicht mit VR-Brillen hantieren, als wäre es das Normalste der Welt.

Ich freue mich, dass wir durch unsere Anfang 2021 gestartete VR-Initiative nicht nur unsere Compliance mit Social-Distancing-Vorschriften gestärkt, sondern auch unsere Betriebsfähigkeit für den Krisenfall aufgerüstet haben. Und nebenbei konnten wir sogar unsere CO2-Bilanz merklich und dauerhaft verbessern. Mittlerweile schätzen es auch die «Meilensammler» bei uns, wenn sie weniger Lebens- und Arbeitszeit aufs Reisen verlieren. So wie ich, haben sich viele daran gewöhnt, mehr Zeit daheim und mit der Familie zu verbringen.

Das Knarzen einer alten Holzdiele auf der Veranda kündigt einen neuen Teilnehmer an. Es ist unser CEO und Vorsitzender des Vorstandes, der sich gerade auf einer anstrengenden Auslandsreise befindet und inzwischen Profi darin ist, sich von Quarantänezone zu Quarantänezone zu hangeln. Bei der Begrüssung schütteln wir uns herzlich die Hände. Der Sensorik-Handschuh, den wir seit ein paar Wochen als Pilot einsetzen, vermittelt den zupackenden Charakter meines Gegenübers eins zu eins. Wir sind voller Tatendrang. In den nächsten eineinhalb Tagen wollen wir gemeinsam auf unserer «strategischen Aussichtshütte» viel diskutieren und intensiv arbeiten. Zusammen gehen wir nochmal unsere Agenda durch, die in unserer «Governance-Cloud» abgelegt ist.

Jetzt betreten die sechs Mitglieder des Aufsichtsrates die Stube, der Vorsitzende auch hier zuerst. Manche Dinge bleiben unverändert. Ich muss grinsen. Nach einer persönlichen und lockeren Begrüßung eröffne ich unser Treffen.