«Neue zeit» in Familienunternehmen | Teil 2 – Krise als ChancE

Vermögenssicherung und Wertentwicklung unter gänzlich neuen Prämissen

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Markenzukunft_Krise als Chance
 

Wir waren im April 2020 positiv überrascht, dass wir als Familie und unter den Gesellschaftern von Anfang Konsens hatten: Covid-19 ist kein Armageddon für unser Unternehmen und damit auch nicht für unser unternehmerisches Familienvermögen. Diese positive Grundhaltung hat es uns erleichtert, von anderen Familienunternehmen zu lernen.  

Krisen- & Chancen-Management

Wir haben uns operative Maßnahmen zur Krisenbekämpfung und Krisenprävention ganz genau angeschaut, wie z.B. die Umstellung beim traditionsreichen Heizungsbauer Vissmann auf Beatmungsgeräte. Hier war eindeutig die Handschrift der übernehmenden Generation zu lesen. Viele Next-Generation Mitglieder konnten die Krise als Chance nutzen, um mehr unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. 

Eine optimistische Grundhaltung zu hegen und zu pflegen ist nach wie vor eine unserer wichtigsten Führungsaufgaben.

Was die langfristigen Krisenstrategien betrifft, haben wir auf Familienunternehmen geschaut, die in ihrer langen Geschichte schon mehrfach weltweite Krisen überstehen mussten und dabei auch unternehmerische Chancen ergriffen haben. Diese optimistische Grundhaltung und Überzeugung zu hegen und zu pflegen ist nach wie vor eine unserer wichtigsten Führungsaufgaben im Gesellschafterkreis, im Aufsichtsrat und im Vorstand.

Wir haben gelernt, dass sich schwierigere Zeiten umso leichter und besser bewältigen lassen, je mehr die Mannschaft unsere Werte und Überzeugungen teilt. In diese Richtung hat sich auch unser Führungsbild verschoben: Weg vom stationären Steuermann vor Ort hin zu einem flexiblen «Jedi», der sich auf positive Art und Weise auch in der virtuellen Zusammenarbeit für unsere Unternehmenskultur einsetzt.

Eigenkapitalquote und Verantwortung

Unsere Eigenkapitalquote, die uns unsere Hausbank über viele Jahre hinweg immer als «viel zu hoch» angekreidet hatte, hat es uns im letzten Jahr gerade bei eben dieser Bank erleichtert, unseren Finanz- und Liquiditätsbedarf zu guten Konditionen neu zu verhandeln. Auch das hat uns darin bestärkt, immer unseren eigenen Weg zu gehen. Am Schluss kann niemand ausser uns sagen, was für uns und unser Unternehmen richtig ist. Und diese Verantwortung tragen wir gerne. In der HV im Sommer 2020 haben wir als Gesellschafter einstimmig einem Ausschüttungsverzicht für die nächsten sieben Jahre zugestimmt, ein umfangreiches Gesellschafterdarlehen bewilligt und die Gesellschafterkonten für die nächsten drei Jahre «eingefroren».

Überrascht war nicht nur ich, dass angesichts der Pandemie ein konstruktiver Dialog über die Vor- und Nachteile einer Kapitalbeteiligung von außen möglich wurde. Heute diskutieren wir viel offener als früher über Beteiligungsmodelle mit anderen Unternehmerfamilien. Es ist sehr erfreulich, dass wir als Gesellschafter so unserem Ziel näherkommen, mehr Vermögen aus dem unternehmerischen Risiko zu nehmen und gleichzeitig aktiv zur positiven Weiterentwicklung unseres Familienunternehmens beitragen zu können.

Finanzielle Professionalität

Die finanzielle Risikotragfähigkeit und die damit verbundenen Kennzahlen haben für die Gesellschafter, die Unternehmensaufsicht und den Vorstand heute eine ganz neue Relevanz und Qualität. In der finanziellen Professionalität sehen wir auch einen der wesentlichen Vorteile an einer externen Beteiligung. Dieser Wissenszuwachs würde u.a. durch besseres Liquiditäts- und Cash-Flow-Management einen ganz kritischen Punkt der Überlebensfähigkeit unseres Familienunternehmens stärken – ein vor der Krise undenkbarer Gedanke. 

Im Rückblick haben wir im Krisenmanagement stark von unserer Regelung in der Familienverfassung profitiert, weil wir als Gesellschafter in unserer Vermögensbildung bereits relativ unabhängig vom «treuhänderischen» Familienvermögen waren.

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