«Neue Zeit» in Familienunternehmen | Teil 4 – Widerstandsfähigkeit

Die agile, digitale Organisation wird zur Selbstverständlichkeit

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Ein virtuelles Familienunternehmen wollten wir nie werden. Aber mit dem Shutdown waren wir es schneller und weitgehender, als es sich der Familien-, Gesellschafter- und Geschäftsführungskreis jemals hat vorstellen können. An die 98%-ige «Home-Office»-Quote von Goldman Sachs im April 2020 sind wir jedoch nie herangekommen.

 

Die digitale Zusammenarbeit funktioniert viel besser, als wir immer gedacht hatten. Das war für viele eine Überraschung.

Der grösste Teil unserer «Homeworker» war positiv überrascht. Immer wieder war in 2020 zu hören: «Es funktioniert ja viel besser, als wir erwartet hatten». Auch von Seiten der Führungskräfte. Ihr Vertrauensvorschuss, den sie ihren Mitarbeitenden entgegengebracht hatten, wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Von Zuhause oder einem anderen Ort aus produktiv, flexibel und agil mit den Kollegen oder unseren Partnern und Kunden zusammenzuarbeiten, ist heute – mehr als ein Jahr später – deshalb auch zu einer absoluten Selbstverständlichkeit geworden. In den meisten Bereichen. Dies wollen und werden wir nicht wieder zurückschrauben oder erneut in Frage stellen. Hier hat uns die Krise auch dabei geholfen, unsere traditionelle Führungs- und Arbeitsweise auf den neuesten Stand zu bringen.

Vorsicht «System-Wirrwarr»

Ganz oben auf unserer Top-3-Liste mit Herausforderungen steht allerdings noch die Bereinigung des «System-Wirrwarrs» in unserer IT-Systemlandschaft, den wir letztes Jahr durch unsere Improvisationen auf den plötzlichen Home-Office Zwang selbst verursacht haben.

Insbesondere ist es jetzt unser Ziel, alles in eine dezentrale, effiziente, sichere, widerstandsfähige und zukunftsoffene IT-Infrastruktur zu überführen. Das sind viele Adjektive, von denen wir allerdings keines missen wollen. Von unseren hier deutlich höheren und differenzierteren Ansprüchen profitieren vor allem die Digitalisierungs-Initiativen. Die hatten es vor der Krise bei uns noch deutlich schwerer, überhaupt voranzukommen – was aus heutiger Sicht wirklich kaum mehr vorstellbar ist.

Sogar «Corporate Governance» ist komplett digital möglich – wenn man auf die älteren Generationen Rücksicht nimmt.

Auch Familie, Gesellschafter und Aufsichtsgremien haben im Punkt Digitalisierung einen grossen Schritt gemacht. Heute haben wir eine «Governace-Collaboration-Plattform», auf der alle relevanten Personen geregelten und sicheren Zugriff auf alle wichtigen Dokumente haben, abhörsichere Telefon-Konferenzen organisieren, Unterschriften leisten und sich in verschlüsselten «VR-Lounges» treffen können.

Als wir Kontakt zu den ersten Lösungsanbietern aufnahmen, waren wir angetan vom technischen Leistungsstand, der Prozesskompetenz und Risikoexpertise. Die Implementierung hat unsere Gremienarbeit bezüglich Effizienz, Transparenz und Krisen-Resilienz auf ein neues Niveau gehoben. Mit unserer letzten Hauptversammlung konnten wir unser Pilotsystem in Betrieb nehmen – mit durchwegs positiven Rückmeldungen von Seiten der Anwender. Auch der älteren Generationen.

Investitionen und Finanzierungsquellen

Die Investitionen hierfür sind uns einfacher gefallen, weil wir zuvor eine stattliche Summe an Messe-, Event- und Reisebudgets freigeschaufelt hatten – die vor Social-Distancing, weltweiten Reisewarnungen und Versammlungsverboten noch fest im Budget einkalkuliert waren.

Zusätzliche Mittel erwarten wir in den kommenden Jahren aus der Transformation grosser Teile unserer Präsenzarbeitsflächen in virtuelle Arbeitsplätze. Die damit verbundenen Einsparungen bei Mieten und Pachten sind für uns eine wichtige Finanzierungsquelle für weitere Investitionen in die Stärkung unserer Widerstandsfähigkeit gegen Krisen. Wir halten es heute alle etwas mehr mit Andrew Grove und seinem Mantra: «Nur die Paranoiden überleben». Für uns ist es heute nicht mehr die Frage, ob es nochmal zu einer weltweiten Krise kommt. Sondern nur: Wann so etwas in einer global vernetzten Welt wieder auftreten wird. Und dann werden wir vorbereitet sein!

Kundenbedürfnisse im Fokus

Bei der Virtualisierung unserer globalen Standorte und den damit verbundenen Anpassungen der Strukturen und Prozesse lassen wir uns massgeblich von den deutlich gestiegenen Anforderungen und Bedürfnissen unserer Kunden leiten.

Sicherheit, Flexibilität und Partnerschaftlichkeit stehen hier weiterhin im Fokus. Dabei ist es für uns selbstverständlich, dass viele unserer Kunden nach wie vor noch im Krisenmodus operieren müssen und nicht immer so schnell, direkt und klar agieren können, wie wir es von ihnen gewohnt sind – sie aber von unserer Seite stets höchste Leistungswerte und Servicelevel geboten bekommen.

Wir haben festgestellt: Wer gemeinsam durch die Krise geht, den bringt so schnell nichts mehr auseinander! Und am Ende des Tages kommt es für uns vor allem auf die Widerstandsfähigkeit unserer Kundenbeziehungen an.

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